Wie man Minusgefühle erzeugt.

Dieses Gefühl hat bestimmt jeder schon mal erlebt. Man strengt sich an, lobt sich insgeheim, freut sich, wenn es voran geht, gönnt sich eine kleine Minipause, mit verschränkten Armen hinter dem Kopf und Füßen auf dem Tisch und dann kommen sie. Die Vergleichsmenschen.

Und plötzlich merkt man, wie schlecht man eigentlich ist.


Das Gefühl hatte ich zum Beispiel beim Geräteturnen als Kind. War ganz ok, hab mir einen Ast abgefreut, als ich endlich den Aufschwung am Reck konnte, und dann waren sie wieder da - die Menschen, die deinen Fortschritt auf ein Minimalstes begrenzen, fast schon in den Minusbereich sinkend zurücklassen. Die einen Dreifachsalto mit fünffach gedrehter Schraube vom Barren machen.


Na super.

Aber irgendwie ist man ja selber schuld. Wieso vergleicht man sich auch mit anderen?! Jeder muss schließlich mit anderen Vorraussetzungen arbeiten, hat eine andere Geschichte zu erzählen.

..aber ganz sooo denkt mein Kopf leider nicht.


Um mal zum Thema zu kommen:

Hatte heute meine erste Spanischstunde.


Nachdem ich erstmal zum falschen Gebäude gelaufen bin, tausend Menschen mit Gebärdensprache nach dem Weg fragen musste und eeeendlich angekam, ging es auch gleich schon los.

Zwei herrliche Stunden Hardcorespanisch.


Und hier waren sie, die Vergleichsmenschen. 11 Italiener, eine ganze Fußballmannschaft voll Sprachwissens.

Die quasselten einfach mal auf Spanisch drauf los, freudig strahlend mit Zustimmung der Lehrerin.

Zur Erinnerung: Level A1. Die Menschen, deren Spanisch sich auf schön brauchbare 5 Worte begrenzt.


Hatte also eine Mannschaft Überflieger im Zimmer, plus Lehrerin, die uns alle für oberintelligent hielt und deshalb meinte, sie könne die ersten 3948230492834 Kapitel überspringen. Klar doch, nur zu.


Im Endeffekt war ich dann aber so unglaublich dankbar, dass ich die gute Bridget (eine Australierin) neben mir hatte, die zwar schon mal Spanisch gelernt lernte, davon aber noch ca. 2% von ihrem Kopf zur Verfügung gestellt bekommt.

Muchos Gracias!


Wir beide sind also die Truppe der Nichtswisser. Gefolgt von einem Asiatenpaar und einem Paar Polen (wobei ich bei denen noch versteckte Kenntnisse vermute).


Während die Italiener also fröhlich ihr italspanisch vor sich hin plaudierten, kämpften wir uns durch die Tiefen des "wie geht es dir" hin zu "können sie das wiederholen?".


Nachmittags hab ich dann noch mit dem Kleinen im Park gespielt, bin Abends noch mit meiner Gastmama zur Apotheke und hab (nachdem der Kleine im Bett war) mit ihr zusammen den Geburtstagskuchen gebacken.

Das Baby wird nämlich morgen ein Jahr alt. Jippiedipiduuu!


War super lustig mit meiner Gastmama zu backen, das Rezept wurde eher als kreativer Anhang gesehen und so bin ich sehr gespannt, was aus dem Kuchen wird. Wir werdens sehen :)


Hab dann noch bisschen Spanisch gelernt, und jetzt gehts flottilotti ins Bett.

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Kommentare: 1
  • #1

    Ingola Reichenstein (Freitag, 26 September 2014 09:39)

    Liebste,
    ich liebe dich für deine Offenheit und deine unbändige Lebensenergie, die mir seit deiner Geubrt so herrlich vertraut ist. Ich bin mir sicher, so rasch wie du deutsch und niederländisch gelernt hast in deinen frühen Kinderjahren, so schwuppdiwupp wirst du bald die spanische Sprache beherrschen, zumindest das, was du sagen und verstehen möchtest. Nur zu! Freue mich so sehr, dass es dir bei deiner Gastfamilie gut gefällt - die besten Voraussetzungen also, um eine fremde Sprache zu lernen...
    Liebste Herzensgrüße
    deine Mama